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Zentrale Domain-Vergabe – Monopoly
Seit dem 10. November 1999 koordiniert die Internet corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) dieDomain-Namensvergabe. Was ändert sich bei den Top-Level-Domains .com, .net und .org?
Nach über fünf Jahren fällt ein Monopol im Internet. Für die Vergabe der generic Top-Level-Domains (gTLDs) wie .com, .net und .org ist nicht mehr Network Solutions Inc. (NSI) federführend zuständig, sondern die Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN). Im Gegensatz zur NSI ist die ICANN eine non-profit corporation, also eine Gesellschaft, die keinen Gewinn aus ihrer Tätigkeit erzielen will. Sie ist die Nachfolgerin der Internet Assigned Numbers Authority (IANA), die bislang für die technische Infrastruktur des Internets zuständig war. Die US-Regierung ordnete die Übergabe der Vergabekompetenz überraschend Mitte Oktober 1999 an, nachdem sie Anfang des Monats NSI noch für weitere zwei Jahre mit den Verwaltungsaufgaben beauftragt hatte.
Eine kurze Geschichte
Bereits im Februar 1999 stellte US-Präsident Bill Clinton die sogenannten „Internet Green Papers“ seiner Regierung vor. Darin waren hehre Ziele wie die Steuerfreiheit von Transaktionen im Internet zu lesen, aber auch so abwegige Dinge wie die weltweite Geltung der US-Gesetzgebung für alle Internet-Nutzer. Daraufhin war es zu Protesten europäischer Politiker gekommen. Im Juni 1999 wurden dann die „Internet White Papers“ nachgeschoben. Darin war erstmals von einem internationalen und privatwirtschaftlich organisierten Gremium die Rede. Ob der Sinneswandel der US-Regierung auf der Intervention der europäischen Politiker beruhte oder auf den Vorschlägen des vor kurzem verstorbenen Internet-Pioniers Jon Postel, bleibt wohl für immer im Dunkeln.
Ein Vermächtnis
Postel, einer der „Väter des Internets“, war zuletzt Direktor der IANA. Vor seinem Tod hatte er der US-Regierung einen Plan für die umstrittene Neuregelung des Domain Name Service (DNS) mit der ICANN vorgelegt. Aber auch diese kam später in das Kreuzfeuer der Kritik: Die Nominierung der ICANN-Vorstände sei willkürlich erfolgt, hie es. Tatschlich geht die Besetzung auf einen Vorschlag von Postel zurück, dem stets ein gewisser amerikanischer Chauvinismus vorgeworfen wurde. Der Vorstand der ICANN bezeichnete sich daraufhin selbst als vorübergehend. Interimschefs sind gegenwärtig Esther Dyson und Michael Roberts. Trotz aller Kritik wurde das Postelsche ICANN-Konzept verwirklicht. Denn das Internet benötigt nun einmal Regeln, vor allem technische. Und da die US-Amerikaner das Internet beherrschen, stellen sie nun mal zumeist diese Regeln auf. Der ICANN kommt insgesamt die Schlüsselrolle bei der Internet-Verwaltung zu. Ihre Kompetenzen liegen nämlich in der Zuteilung von IP-Adressen und in der Koordination der Internettechnologien wie Protokollparameter und Dienste. Darüber hinaus obliegt ihr die Kontrolle über den Betrieb der Root-Nameserver und das Domain-Name-Systemmanagement.
Alles bleibt beim Alten
Die Verwaltung der nationalen TLDs oder country code Top Level Domains (ccTLDs) liegt jedoch nach wie vor in den Händen der regionalen Verbände. An der Zuständigkeit der DeNIC eG für die .de-Domains ändert sich somit überhaupt nichts. Aber auch bei der Vergabe der gTLDs wird wohl alles beim Alten bleiben. Es ist nur zu erwarten, dass demnächst die schon seit längerer Zeit diskutierten neuen gTLDs eingeführt werden. Doch selbst dadurch wird das Problem der immer weiter zunehmenden Namensknappheit kaum entschärft. Denn unter kennzeichenrechtlichen Aspekten kommt diesen Endungen keinerlei Gewicht zu. Hier ist allein der sinntragende Wortbestandteil ausschlaggebend. Das bedeutet, selbst wer sich die Domain www.microsoft.firm frühzeitig sichert, wird trotzdem auf absehbare Zeit mit einer Klage des US-Software-Riesen rechnen müssen. Und am Ende dürfte der Goliath gewinnen.
Konstantin Malakas/gun
Die zwei TLD-Gruppen
Es gibt grundsätzlich zwei Gruppen von Top-Level-Domains (TLDs). Die nationalen oder country code Top-Level-Domains (ccTLDs) kennzeichnen Länder wie Deutschland (.de), Österreich (.at) oder Schweiz (.ch). Nur die USA besitzen keine eigene ccTLD. Dessen Einwohner können nur generische Top-Level-Domains (gTLDs) nutzen, die bestimmte Gruppen oder Organisationen bezeichnen. Beispiele sind .com (für Firmen), .org (nicht-kommerzielle Organisationen) und .net (Netzwerke)